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Klar, Kronstadt ist eine Stelle der Multikulturalität. Gegründet wurde die Stadt von deutschen Siedlern (die dann den Beinamen « Siebenbürger Sachsen » bekommen haben) und hatte im Mittelalter außerhalb der Stadtmauern, der « Burg », drei Vororte: « einer von Rumänen bevölkert, der andere von Ungarn und ein dritter von sächsischen Bauern » - wie es der sächsisch Humanist und Reformator Johannes Honterus im XVI. Jahrhundert beschrieb. Der städtische Charakter der Ortschaft, die übrigens unter dem Namen Corona schon 1235 beurkundet wurde, zeigt auch ihre Lage in einer Senke, von Bergen umzingelt; da gibt es keinen Ackerboden. Dafür aber werden die Vororte ihren dörflichen Charakter bis spät aufrechterhalten, was auch heute noch in der Architektur ihrer Hauser zu sehen ist. Die „Altstadt“ (Braşovul Vechi, Óbrassó) entstand rund um den Martinsberg und um die Bartholomaer Kirche, die nach dem Mongoleneinfall von errichtet wurde. Gegen Osten liegt die „Blumenau” (Blumăna, Bolonya), die vorwiegend von Seklern, also Ungarn, bewohnt war. Westlich aber, in einem wunderbaren Tal, befindet sich die „Obere Vorstadt”(Şchei Braşovului, Belgerei, Bolgárszeg), also der von Rumänen bewohnte Vorort, dessen spirituelles Zentrum die Nikolaus-Kirche (1399) und die Schule ist, welche in Zeit mit finanzieller Hilfe der Fürsten von jenseits der Karpaten, aus der rumänischen Walachei, errichtet und erweitert wurden.
Persönlichkeiten, die in Kronstadt gelebt und ihr Kulturleben geprägt haben, werden durch Gedenkhäuser, Gedenktafeln, Museen, Kunstgalerien, Denkmäler oder Straßennamen geehrt.
Der alte Marktplatz, rund um das alte Rathaus, wird als „0-Kilometer der Stadt betrachtet, weil hier zahlreiche Kulturstätte vorzufinden sind, aber auch verschiedene Kulturveranstaltungen organisiert werden.
Am alten Marktplatz, wurden in historischen Gebäuden mehrere Museen hergerichtet: das Rathaus, das Museum städtischer Sitten (Marktplatz 15), das Museum „Casa Mureșenilor” (Marktplatz 25), der Kultursaal "Georghe Dima”.
In der Nähe des Alten Rathauses ragt die Schwarze Kirche beeindruckend empor. Deutsch-evangelischen Kultus, beherbergt sie viele Schätze, darunter eine Sammlung von orientalischen Teppichen, wohl die größte aus ganz Europa außerhalb der Türkei, aber auch eine große Buchholz-Orgel (Baujahr 1839). Die Tradition der Orgelkonzerte im Sommer wird seit 60 Jahren hier fortgeführt und kennzeichnet das Musikleben der Stadt.
In Kronstadt, in der Aula des Nationalen Kollegs „Andrei Şaguna”, fand die Uraufführung der Operette „Crai nou“ (Neumond) des Komponisten Ciprian Porumbescu (1853-1883) statt und ebenda hat Diaconul Coresi die meisten Bücher des XVI. Jahrhunderts in rumänischer Sprache gedruckt.
Auf der Prundului-Straße, welche aus dem gewesenen Vorort, heute Stadtviertel „Schei“ in die „Burg“ herabführt, liegt das Haus, in dem der Dichter Şt. O. Iosif (1875-1913) das Licht der Welt erblickt hat, das “Andrei Mureşianu"-Lyzeum und das Nationale Kolleg „Andrei Şaguna”, das älteste rumänische Gymnasium der Stadt.
Schreitet man durch das Scheier Tor ( 1827-1828 errichtet), bewundert man linker Hand das Katharinentor (Baujahr 1559), in dem heute der Orden der Architekten seinen Sitz hat, und dann befindet man sich auf der Waisenhausgasse, dort wo 1835 die „Casina Română”, als kulturelle und politische Organisation der Rumänen aus Kronstadt, gegründet wurde.
Auf der Apollonia Hirscher – Gasse befindet sich der gegenwärtige Sitz der „Gheorghe Dima”-Philharmonie, die als Stadtphilharmonie seit 1878 ununterbrochen tätig ist. Auf derselben Straße liegt auch das Gebäude, welches das Kindertheater „Arlechino”, 1949 gegründet, beherbergt, aber auch die „Redoute“, ein Konzerthaus schmucker Architektur, das 1893 errichtet wurde.
Die Aussicht in die Richtung des Berges Warthe umfasst das Gebäude des Rektorates der „Transilvania“ Universität (Anschrift: Bulevardul Eroilor 29), das Gedenkhaus Dr. Gheorghe Baiulescu (Anschrift: Bulevardul Eroilor 33), das Gebäude der Kreisbibliothek „George Bariţiu” (Anschrift: Bulevardul Eroilor 35) und das Haus der Armee (Anschrift: strada Mureşenilor 29). Vor dem Gebäude der Bibliothek steht das Standbild von George Bariţiu (1812-1893), Historiker und Publizist, der 1838 in Kronstadt die „Gazeta de Transilvania” („Die Zeitung Siebenbürgens“), als erste politische und informierende Zeitung der Rumänen aus Siebenbürgen, gegründet hat.
Dort, wo einst der nord-östliche teil der Ringmauer stand, wurde 1902 das Palais des Handwerkervereines (Anschrift: Bulevardul Eroilor 21) im Architekturstil des Neubarocks gebaut. Seit 1970 beherbergt es das Museum für Kunst und Ethnographie.
Zwischen der alten Stadtburg und dem gewesenen Vorart Blumenau, gegen Osten, wurde 1959 das Gebäude des Dramentheaters „Sică Alexandrescu” errichtet. In seiner Nähe steht die Statue des Autors der Landeshymne, Andrei Mureşianu (1816-1863). Vor dem Gebäude wurde 2002 das Denkmal der antikommunistischen Kämpfer aus den Jahren 1944-1989 errichtet.
Die Oper aus Kronstadt, 1953 als Musiktheater gegründet, hat ihren Sitz in einem Gebäude, das in den Jahren 1936-1938 im rumänischen Stil, auf Initiative der Gesellschaft der „Juni Braşovecheni“, anfänglich als Kulturhaus gedacht, gebaut wurde.